WMS, LVS, ERP: Digitalisierung der Bestandsverwaltung

Effizienz und Präzi­sion sind heute wichtiger denn je. Ger­ade in der Logis­tik und deren Bestandsver­wal­tung haben selb­st kleine Fehler oder Verzögerun­gen enorme Auswirkun­gen auf den Geschäfts­be­trieb. Deshalb set­zen immer mehr Unternehmen auf die dig­i­tale Lagerbe­standsver­wal­tung – sei es durch ein umfassendes Enter­prise Resource Plan­ning (ERP), ein Lagerver­wal­tungssys­tem (LVS) oder ein spezial­isiertes Ware­house Man­age­ment Sys­tem (WMS). In der Prax­is wer­den LVS und WMS oft­mals als Syn­onyme genutzt, tech­nisch sind diese aber unter anderem in der VD 3601 genau voneinan­der abge­gren­zt.

Doch welch­es Sys­tem ist das richtige für Ihr Unternehmen? Wann reicht ein ERP-Sys­tem für die Lager­prozesse aus, und wann ist es Zeit, auf ein LVS oder WMS umzusteigen? In diesem Beitrag wer­fen wir einen Blick auf die Unter­schiede, Vorteile und Ein­satzmöglichkeit­en der drei Lösun­gen und zeigen, wie Sie Ihre Bestandsver­wal­tung mit der richti­gen Wahl auf das näch­ste Lev­el heben.

Ein Mann blickt auf eine Darstellung von Daten in einem Lager

LVS vs. WMS vs. ERP: Unterschiede

Die Dig­i­tal­isierung der Warenbestände kann mit unter­schiedlichen Ansätzen erfol­gen:

Diese Kom­plettsys­teme für das gesamte Unternehmen enthal­ten ein­fache lager­l­ogis­tis­che Funk­tio­nen und sind voll­ständig in die umliegen­den Geschäftsabläufe inte­gri­ert (Aus­lösen von Warenbestel­lun­gen usw.). Sie ver­wal­ten Men­gen aggregiert auf Lageror­tebene mit­tels im Mate­ri­al­stamm sta­tisch zugewiesen­er Fixlager­plätze. Da ERP nicht auf die tat­säch­lichen physis­chen Prozesse im Lager aus­gelegt sind, kön­nen sie keine Waren­be­we­gun­gen oder Abläufe steuern oder Lager­abläufe organ­isieren.

Eig­nung: KMU mit sehr ein­fachen Lager­struk­turen und weni­gen Lager­be­we­gun­gen täglich

Die eigen­ständi­ge Lager-Soft­ware steuert alle inner­be­trieblichen Grund­prozesse vom Warenein- bis Ware­naus­gang. Sie legt den Fokus gezielt auf eine effiziente und detail­lierte Bestands- und Platzver­wal­tung. Eine tiefer­greifende Inte­gra­tion in ERP-Prozesse ist nicht gegeben, weshalb Schnittstellen zum ERP nötig sind.

Eig­nung: kleinere, ein­fachere Lager – skalier­bar bis grosse Lager

Als Spezial­sys­teme konzen­tri­eren sich WMS voll auf die Lager­l­ogis­tik. Sie wer­den als eigen­ständi­ge Anwen­dung oder Teil eines ERP-Sys­tems betrieben und ermöglichen die vol­lum­fängliche Steuerung und Opti­mierung aller Lager­prozesse sowie das Replen­ish­ment. Damit unter­stützen sie einen hohen Automa­tisierungs­grad. Sie sind hoch skalier­bar, mul­ti­site-fähig und leis­tungsstark in Peak-Zeit­en.

Eig­nung: von kleinen und ein­fachen bis hin zu grossen und kom­plex­en Lagern mit vie­len Bewe­gun­gen und ver­schiede­nen Lager­arten, Dis­tri­b­u­tion­szen­tren

Was ist WMS genau?

Ein WMS bildet die Lager­prozesse wie Warenein­gang, Lager­platzver­wal­tung, Kom­mis­sion­ierung und Ver­sand qua­si in Echtzeit ab. Es steuert zum Beispiel, wo genau ein Artikel gelagert wird inklu­sive der Ein- und Aus­lagerung, das Bestands­man­age­ment sowie die erforder­lichen mobilen Scan­ner und Label­druck­er. Inte­gri­erte Mate­ri­alflussrech­n­er steuern und opti­mieren zuge­hörige Fördertech­nik und automa­tis­che Lager­sys­teme. Ins­ge­samt trägt ein WMS mass­ge­blich dazu bei, Kosten zu senken, die Effizienz zu steigern und den Ser­vice zu verbessern – unverzicht­bar für Unternehmen mit wach­senden Lagerbestän­den.

Vorteile WMS

Unternehmen prof­i­tieren beim Ein­satz von WMS von fol­gen­den Vorteilen:

Höhere Geschwindigkeit

Durch intel­li­gente Algo­rith­men wird der Lager­raum effizient genutzt und die Platzierung der Artikel so organ­isiert, dass schneller auf häu­fig benötigte Pro­duk­te zuge­grif­f­en wer­den kann. Dies führt zu math­e­ma­tisch opti­mierten Kom­mis­sion­ier­streck­en und ein­er höheren Kom­mis­sion­iergeschwindigkeit. Ware­house Man­age­ment Sys­teme unter­stützen ver­schiedene Kom­mis­sion­ier­meth­o­d­en wie Pick-by-Scan oder Pick-by-Voice, die sowohl die Fehlerquote senken als auch die Leis­tungs­fähigkeit der Abläufe ins­ge­samt verbessern.

Zusät­zlich bietet ein WMS die Möglichkeit der durchge­hen­den Dig­i­tal­isierung, die die Prozess­geschwindigkeit erhöht und manuelle Eingabefehler ver­mei­det:

  • Ein­satz von Mobilen Daten­er­fas­sungs­geräten (MDE)
    Scan­ner für ID-Tags (Bar­code, QR-Code usw.) erfassen (Lager-)Daten schnell und fehler­frei, indem sie Artikel­num­mern, Lager­plätze oder Auf­tragsin­for­ma­tio­nen direkt aus ID-Tags ausle­sen.
  • RFID-Tech­nolo­gie
    RFID (Radio Fre­quen­cy Iden­ti­fi­ca­tion) ermöglicht das automa­tis­che Iden­ti­fizieren von Waren per Funksig­nal ohne Sichtkon­takt.
  • Opti­mierte Arbeitsabläufe
    Mit­tels der math­e­ma­tis­chen Opti­mierung von Laufwe­gen, der Überwachung von Mate­ri­alver­wal­tungsregeln (MHD-Überwachung, FiFo, LiFo usw.) unter­stützt das Sys­tem in opti­mierten Prozessen und Wegen.
  • Kom­mis­sion­ierungssys­teme
    Diese Sys­teme kön­nen auch die Opti­mierung der Mate­ri­alflüsse und Abar­beitungsrei­hen­fol­gen für (kol­lab­o­ra­tive) Hard­ware und Sys­teme übernehmen. Dies kann beispiel­sweise das automa­tis­che Greifen, Trans­portieren und Zusam­men­stellen von Waren umfassen. Sie par­al­lelisieren nicht nur Lager­prozesse und reduzieren Fehler, sie ent­las­ten auch Mitar­beit­er bei schw­eren oder repet­i­tiv­en Auf­gaben.

Sehr gute Bestandsgenauigkeit

WMS (und LVS im All­ge­meinen) gewähren eine hohe Trans­parenz und Genauigkeit der Dat­en. Das Risiko von Bestands­fehlern, die durch dop­pelte Buchun­gen oder falsche Lager­platz­zuweisun­gen entste­hen, wird min­imiert.

Flexibilität durch Echtzeit-Daten

Mit der Echtzeit-Trans­parenz, die Ware­house Man­age­ment Sys­teme bieten, kön­nen Unternehmen jed­erzeit den aktuellen Lager(platz)status ein­se­hen, den Warenein­gang und ‑aus­gang detail­liert für jeden Arbeitss­chritt ver­fol­gen und auf wach­sende Nach­frage oder Verän­derun­gen in der Lager­struk­tur flex­i­bel reagieren. Dies verbessert nicht nur die Entschei­dungs- und Liefer­fähigkeit, son­dern auch die Kun­den­zufrieden­heit, da Liefer­un­gen schneller und genauer durchge­führt wer­den kön­nen.

Digitalisierungsgrade der Lagerprozesse

Die Dig­i­tal­isierung der Prozesse und Kom­plex­ität erfol­gt im Leis­tung­sum­fang in unter­schiedlichen Stufen:

Schaubild Lagerbestandsverwaltung

Neben den klas­sis­chen LVS und WMS-Sys­te­men (on-premise als auch cloud-basierte Host­ing-Lösun­gen) haben sich in den let­zten Jahren ver­mehrt auch No- und Low-Code-Anwen­dun­gen auf dem Markt etabliert. Sie reduzieren vor allem für kleine bis mit­tlere Unternehmen die Hürde für die Umset­zung eines kom­plex­en und kosten­in­ten­siv­en Imple­men­tierung­spro­jek­tes. Eine sim­ple grafis­che «Entwick­lung­sober­fläche» ermöglicht es, mit­tels Drag-and-Drop-Aktio­nen Prozesse zu definieren, zu testen und die Soft­ware eigen­ständig in Betrieb zu nehmen.

Auf der tech­nis­chen Ebene erfol­gt die Umset­zung im Rah­men der definierten Sys­te­mebene auf der (IT-)Prozessebene. Die nach­fol­gende Grafik zeigt die Umset­zung der Ebe­nen­struk­tur in Anlehnung an die VDI 3601.

Technik und Integration – Vor- und Nachteile im Überblick

Sys­tem

Vorteile

Nachteile

ERP

  • Native Prozess­durchgängigkeit, oft­mals Sin­gle Source of Truth
  • Weniger IT-Aufwand, gerin­gere Lizenz- und Schu­lungskosten
  • Vere­in­fachte IT-Architek­tur auf­grund der reduzierten Architek­tur bzw. vorhan­den­er Sys­teme
  • Nicht für kom­plexe Logis­tikprozess- und Lager­struk­turen geeignet
  • Keine Mehrplat­zlagerung möglich
  • Keine direk­te Anbindung automa­tisiert­er Logis­tiksys­teme möglich
  • Eingeschränk­te dig­i­tale (mobile) Logis­tik­daten­ver­ar­beitung

LVS

  • Erweit­erte Lager­funk­tion­al­itäten gegenüber ERP-Sys­te­men
  • Hohe Flex­i­bil­ität und Erweit­er­barkeit der Logis­tik
  • Reduzierte Fehler­rat­en und höhere Prozess­sicher­heit durch dig­i­tale Durchgängigkeit der Logis­tikprozesse
  • Unter­stützung von Kom­mis­sion­iertech­niken wie Pick-by-Voice / Pick-by-Light usw.
  • Schnittstelle zum ERP erforder­lich
  • Inte­gra­tions- und Schu­lungsaufwand höher als bei ein­er reinen ERP-Lösung
  • Oft­mals Zusatzkosten für Lizen­zen und Hard­ware
  • Hohe Anforderun­gen an Per­for­mance und Sys­temver­füg­barkeit
  • Soft­warearchitek­tur wird ten­den­ziell kom­plex­er

WMS

  • Vorteile wie beim LVS
  • Präzise Bestands­führung in Echtzeit
  • Ermöglicht kom­plexe Prozess­logiken
  • Je nach Soft­ware auch Abdeck­ung von Mate­ri­alflusss­teuerun­gen möglich, wodurch die Soft­warearchitek­tur gegenüber einem LVS ten­den­ziell vere­in­facht wird
  • Nachteile wie beim LVS

Wann ist der Wechsel von ERP zu WMS sinnvoll?

Schaubild Digitalisierung der Bestandsverwaltung

Digitale Lagerverwaltung: was für einen neutralen Berater spricht

Die Zusam­me­nar­beit mit einem neu­tralen Berater trägt wesentlich dazu bei, die Ein­führung ein­er Lager-Soft­ware struk­turi­ert, effizient und erfol­gre­ich zu gestal­ten. Sie stellt sich­er, dass das Sys­tem nicht nur imple­men­tiert, son­dern auch die Poten­tiale durch eine ganzheitliche Prozess­be­tra­ch­tung voll aus­geschöpft wer­den. Weit­er­hin stellt die Pro­duk­t­neu­tral­ität sich­er, dass die für den indi­vidu­ellen Anwen­dungs­fall vorteil­hafteste Vari­ante umge­set­zt wird – sei es ERP, WMS oder LVS.

Jed­er Betrieb hat spez­i­fis­che Anforderun­gen und Her­aus­forderun­gen. Ein neu­traler Berater kann eine mass­geschnei­derte Lösung entwick­eln, die genau auf die Bedürfnisse des Unternehmens abges­timmt sind – unab­hängig bes­timmter Marken und Pro­duk­te.

Vor der Ein­führung analysiert der Berater beste­hende Prozesse und iden­ti­fiziert Bere­iche mit Opti­mierungspo­ten­tial. Dies stellt sich­er, dass das Sys­tem die Effizienz tat­säch­lich steigert und nicht nur beste­hende Prozesse dig­i­tal­isiert.

Neu­trale Berater brin­gen viel Erfahrung in der Gestal­tung und Opti­mierung von Lager­prozessen mit. Sie berück­sichti­gen dabei auch die Abläufe vor und nach dem Lager, um die gesamte Liefer­kette im Blick zu behal­ten. Es wer­den somit keine neuen Silos- bzw. Datenin­seln gener­iert. Sie ken­nen die bewährten Meth­o­d­en zur Imple­men­tierung ein­er dig­i­tal­en Lagerver­wal­tung wie WMS und kön­nen helfen, typ­is­che Fall­stricke zu ver­mei­den.

Ein Berater hil­ft, die Gesamtkosten der Imple­men­tierung eines Lagerver­wal­tungssys­tems zu kalkulieren und die poten­ziellen Einsparun­gen abzuschätzen. Dadurch lässt sich eine fundierte Entschei­dung tre­f­fen, die auch langfristig wirtschaftlich sin­nvoll ist.

Neu­trale Berater helfen bei der Auswahl der «richti­gen» Lager-Soft­ware, die mit den beste­hen­den IT-Sys­te­men (z. B. ERP-Sys­te­men) kom­pat­i­bel ist. Sie helfen dabei, die Sys­te­man­pas­sun­gen genau auf die Anforderun­gen des Unternehmens abzus­tim­men.

Auch der Migra­tionsprozess beste­hen­der Dat­en ins neue Sys­tem ist Teil der Umset­zungs­be­gleitung. Ziel ist, dass die Inte­gra­tion des Sys­tems mit anderen Unternehmenssys­te­men rei­bungs­los ver­läuft.

Ein erfahren­der Berater und Pro­jek­t­man­ag­er bringt das Sys­tem schneller in den pro­duk­tiv­en Ein­satz. Dies reduziert die Zeit, in der der Betrieb möglicher­weise eingeschränkt ist.

Durch ihre Erfahrung erken­nen Berater poten­zielle Risiken frühzeit­ig und ergreifen Gegen­mass­nah­men, um Prob­leme während der Imple­men­tierung zu min­imieren.

Die Ein­führung eines neuen Lager­sys­tems bringt sig­nifikante Verän­derun­gen in den Arbeitsabläufen mit sich. Berater unter­stützen das Unternehmen beim Change Man­age­ment, um Wider­stände zu min­imieren und eine rei­bungslose Über­gangsphase zu gewährleis­ten.

Eine gründliche Schu­lung ist dabei entschei­dend für die Akzep­tanz und den Erfolg des Sys­tems. Berater spez­i­fizieren die Anforderun­gen an die Schu­lung­spro­gramme für Mitar­beit­er, um sicherzustellen, dass diese das neue Sys­tem effek­tiv nutzen kön­nen.

Der Berater bietet nach der Imple­men­tierung weit­er­hin wertvolle Unter­stützung im Sup­ply-Chain-Man­age­ment oder Oper­a­tional Excel­lence, um die Soft­ware und Prozesse kon­tinuier­lich zu opti­mieren und an verän­derte Geschäft­san­forderun­gen anzu­passen.

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Eric Wieser
Senior Project Man­ag­er

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